Brustkrebs: Vorsorge kann Leben retten

Etwa 5.500 Frauen erkranken jährlich in Österreich an Brustkrebs. Die Diagnose Brustkrebs ist ein Schock, aber kein Todesurteil. Dank der Früherkennung und der modernen Behandlungsmöglichkeiten sind die Überlebenschancen in den letzten Jahrzehnten deutlich angestiegen. Im Gespräch mit Univ.-Prof. Dr. Paul Sevelda, Präsident der Österreichischen Krebshilfe, erfahren Sie alles Wissenswerte rund um das Thema Brustkrebs.

Portrait von Univ.-Prof. Dr. Paul Sevelda. Brustkrebs
Sehr geehrter Herr Univ.-Prof. Dr. Paul Sevelda! Vielen Dank für Ihre Zeit und für die Beantwortung der Fragen!

Wie wird Brustkrebs eigentlich diagnostiziert?
Heute wird Brustkrebs am häufigsten durch die Mammografie entdeckt.

Lässt sich der Krebs auch durch eine Selbstuntersuchung feststellen?
Manchmal ertasten Frauen in ihrer Brust einen Knoten, der sich als bösartig herausstellt. Es gibt aber auch sehr viele knotige Veränderungen in der Brust, die harmlos und gutartig sind, wie zum Beispiel häufige Zysten. Das Abtasten der Brust ist aber keinesfalls als Früherkennungsuntersuchung geeignet.

Wie häufig und ab welchem Alter sollte man zu Brustkrebs-Voruntersuchungen gehen?
Brustkrebsfrüherkennung durch Mammografie wird ab dem 40. Lebensjahr in 2-jährigem Abstand empfohlen. In Österreich gibt es das Screening-Programm, bei dem jede Frau in Österreich ab dem 45. Lebensjahr ein Einladungsschreiben für die Früherkennungsmammografie erhält, aber man kann bereits ab 40 an diesem Programm teilnehmen.
Wie sieht eine solche Voruntersuchung aus, und wer bietet diese an?
Die Mammografie ist eine Röntgenuntersuchung beider Brüste, die in Röntgenordinationen, die für diese Untersuchung zertifiziert sind, flächendeckend in Österreich durchgeführt wird. Eine Auflistung aller Stellen findet man unter www.frueh-erkennen.at.

Was kann man selbst zur Vorsorge tun (Sport, Ernährung etc.)?
1. Die empfohlene Früherkennungsuntersuchung durchführen. 2. Wenn der Frau selbst eine Veränderung in der Brust auffällt, sollte sie den Arzt ihres Vertrauens kontaktieren. 3. Ein gesunder Lebensstil – bestehend aus regelmäßiger körperlicher Bewegung, Vermeidung von Übergewicht, ausgewogener Ernährung und Vermeidung von Nikotin und übermäßigem Alkohol – gehört auch dazu.

Wie ist der Verlauf der Erkrankung, und welche Therapiemöglichkeiten gibt es?
Dank der Früherkennung und auch der modernen Behandlungsmöglichkeiten leben heute 10 Jahre nach der Diagnose Brustkrebs 85 % aller Frauen. Es handelt sich also grundsätzlich um eine Krebserkrankung mit guter Prognose und guten Therapiemöglichkeiten. Es gibt allerdings große biologische Unterschiede zwischen den einzelnen Arten von Brustkrebs. Daher ist auch die Therapie oft sehr unterschiedlich und kann von der Operation und Strahlentherapie bis zur antihormonellen Tablettentherapie, Chemotherapie oder Antikörpertherapie reichen.

Muss im Fall von Brustkrebs die ganze Brust entfernt werden
bzw. in welchen Fällen?
Heute gelingt es in mehr als 80 % aller Brustkrebsfälle, die Brust zu erhalten. In nur wenigen speziellen Fällen ist auch heute noch die Entfernung der Brust zu empfehlen. In diesen Fällen kann man aber den Frauen auch eine Rekonstruktion der entfernten Brust anbieten.

Welche Möglichkeiten zum Wiederaufbau der Brust gibt es, und was muss beachtet werden?
Grundsätzlich kann die Brust entweder mit körpereigenem Gewebe (meist Muskelgewebe vom Bauch) oder mittels Silikonimplantat aufgebaut werden. Welches Verfahren gewählt werden kann, ergibt sich aus der Erstbehandlung, ob eine Strahlentherapie durchgeführt werden musste, aus einer allfälligen genetischen Komponente, aus der Brustgröße und auch begleitenden Faktoren wie Zuckerkrankheit oder Nikotinabusus. Grundsätzlich muss gesagt werden, dass eine Rekonstruktion niemals ein Ersatz für die eigene Brust ist, auch wenn die Ergebnisse für die betroffenen Frauen meistens sehr zufriedenstellend sind.

„Vorbeugende Abnahme der Brust“ – wann ist das sinnvoll?
Eine vorbeugende Abnahme der Brust kann ausschließlich bei nachgewiesener genetischer Mutation, die mit einem extrem hohen Brustkrebserkrankungsrisiko einhergeht, mit der Frau nach ausführlicher Information, Beratung und einer genetischen Testung besprochen und letztendlich auch durchgeführt werden. Für alle anderen Frauen ist eine prophylaktische Entfernung der Brust abzulehnen.

Gibt es Beratungsstellen und einen möglichen Austausch mit anderen Betroffenen?
Die Österreichische Krebshilfe hat in ganz Österreich 63 Beratungsstellen, in denen Krebshilfe-Beraterinnen professionelle und einfühlsame Beratung und Hilfe für Patientinnen, die Familie und v. a. für Kinder von erkrankten Frauen anbieten. Für Frauen, die durch die Erkrankung auch in finanzielle Not geraten sind, können wir auch – dank der Spenden aus der „Pink Ribbon“-Aktion – finanzielle Unterstützung anbieten. Es gibt auch Selbsthilfegruppen und z. B. sehr gute geschlossene Facebook-Gruppen wie „Brustkrebs Österreich“ oder „Metastasierter Brustkrebs Österreich“.

Wir bedanken uns bei Herrn Dr. Paul Sevelda recht herzlich für das Gespräch!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

%d Bloggern gefällt das: