Unerwünschte Nebenwirkung: Mord (Teil 10)

Fortsetzungsroman Folge 10 – von Manfred Baumann

Was bisher geschah … Mord in der 4700-Seelen-Gemeinde Oberkrautbach. Das Opfer: Camilla Kuffer. Chefinspektor Theodor Raps und Assistent Anton Geigl, zugleich Neffe der Ermordeten, stießen auf viele Verdächtige. Im Verlauf der Ermittlung beschlich Raps das Gefühl, er habe etwas Wichtiges übersehen. Als Assistent Geigl eine Puppe aus der Tasche der dubiosen Schwestern Emmi und Hanni Platzmaier überprüfte, ging Raps plötzlich ein Licht auf. Nun kannte er die Lösung!

„Geigl!“, herrschte Raps seinen Assistenten an. „Trommeln Sie sofort alle zusammen. Wir treffen uns in der Apotheke.“
Bereits 13 Minuten später waren alle da, die ihnen im Lauf dieses sonderbaren Falles untergekommen waren.
„Darf ich Sie etwas fragen, Herr Chefinsp…?“
„Nein!“, fuhr Raps die Apothekenmitarbeiterin an. Amelie Veilner ließ erschrocken die Hand wieder sinken.
„Die Zeit der Fragen ist vorbei. Endgültig!“ Entschlossen blickte er in die Runde. „Jetzt geht es um Fakten.“ Er fuchtelte mit der Faust, ließ den Daumen herausschnellen.
„Faktum Nummer eins: Wir haben es ganz klar mit einem Mord zu tun. Faktum zwei: Die Tatwaffe ist der Spaten, der schon im Garten lag – also Faktum drei: Kein vorher lange ausgeklügeltes Verbrechen, sondern eine Tat im Affekt. Faktum vier: Camilla Kuffer war am selben Tag hier in dieser Apotheke, hat alle wild beschimpft. Ich weiß genug über jeden von euch, hat sie gedroht. Faktum fünf: Gefunden wurde die Leiche von Ihnen!“ Sein Zeigefinger wies zu Emmi Platzmaier. Diese hob entrüstet die Arme.
„Sie und Ihre Schwester Hanni“, blaffte Raps weiter, „haben bei der Abrechnung des Frauenclubs gemogelt! Wir wissen es dank Rita Argbauer.“ Er nickt zu Rita. „Sie ist nicht nur die Verlobte meines Assistenten, sie kennt sich aus im Ort. Immerhin ist sie die Tochter des Bürgermeisters.“
Emmi wollte etwas einwerfen, doch der Chefinspektor ließ es nicht dazu kommen. „Alle, die hier stehen, haben sich verdächtig verhalten.“ Mit grimmigem Blick musterte er die Runde. „Vor allem Sie, Frau Salvaner.“
„Was???“ Die Angesprochene blickte ihn entsetzt an. „Was habe ich getan?“
„Stundenlang im Dorf fotografiert. Sonderbar für eine Apothekenchefin.“
„Aber …“
Raps schnitt ihr das Wort ab. „Inzwischen weiß ich, warum Sie andauernd Kirchtürme und alte Häuser ablichten. Sie nehmen an einem Fotowettbewerb in der Regionalzeitung teil. Deshalb sah man Sie auch an besagtem Abend in der Nähe von Camilla Kuffers Haus.“
„Aber ich habe nichts mit ihrem schrecklichen Tod zu tun.“
„Doch Sie könnten bei Ihrer wilden Fotografiererei zufällig den Mörder mit aufgenommen haben.“
Im Gesicht der Apothekenbesitzerin blitzte es auf. „Sie meinen, aus diesem Grund könnte gestern jemand in mein Haus eingedrungen sein? Um Kamera und Fotoaufnahmen zu entwenden?“
Raps langte schnell nach Hanni Platzmaiers Tasche und holte die Puppe mit dem Holzkopf hervor.
„Aber die ist doch für den Weihnachtsbazar!“, quietschte Hanni.
„Und mein tüchtiger Assistent hat sie vorhin aus Ihrer Tasche gezogen. Nicht wahr, Geigl?“ Er warf ihm die Puppe hin, der fing sie geschickt auf.
„Geigl und die Puppe – das hat mich zur Lösung gebracht.“ Er drehte sich zu seinem Assistenten. „Herr Inspektor Anton Geigl, ich verhafte Sie wegen des Mordes an Ihrer Tante Camilla Kuffer.“
Nicht nur dem Assistenten fiel die Kinnlade nach unten, auch alle anderen schauten verwirrt. Doch Raps legte die Zusammenhänge klar.
Camilla Kuffer hasste fast alle im Ort, das war bekannt. Besonders die Familie des Bürgermeisters mochte sie nicht. Wenn Geigl das Verlöbnis mit der Bürgermeistertochter nicht löste, würde sie ihn enterben, das hatte sie ihm lautstark klar gemacht. Da hatte er in seiner Wut nach dem Spaten gegriffen. Und später hatte Geigl einmal abschätzig über Lea Salvaner bemerkt: Was kann man schon von einer Frau erwarten, die sich eine schwarze Holzfigur ins Fenster stellt?
Doch die Apothekenchefin hatte die Figur erst kurz davor ausgepackt. Nur, wer in ihr Haus eingedrungen war, konnte also von dieser Holzfigur wissen. Die Verbindung war Raps erst blitzartig klar geworden, als er Geigl zufällig mit Hanni Platzmaiers Puppe gesehen hatte.
„Hier, nehmen Sie.“ Lea Salvaner reichte dem Chefinspektor ein Stärkungsmittel mit Zink und Vitaminen. „Sie können es brauchen.“
Zum ersten Mal huschte ein Lächeln über Raps’ Gesicht. Das würde er nehmen. Die Apothekenchefin war gar nicht so übel, wie er immer gedacht hatte.
Fall abgeschlossen! Da konnte er übermorgen endlich nach Mallorca fliegen.

Eine Folge verpasst? Hier finden Sie alle Teile. Viel Spaß beim Nachlesen!


Portrait von Manfred BaumannManfred Baumann, geboren 1956, lebt als freier Autor, Kabarettist, Regisseur und Moderator in Puch bei Hallein.
Er schreibt erfolgreich Salzburg-Krimis rund um den charismatischen Ermittler Kommissar Martin Merana (Gmeiner Verlag).
Sein Roman „Drachenjungfrau“ wurde vom ORF für die Reihe LandKrimi verfilmt und auch im ZDF ausgestrahlt. www.m-baumann.at


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