Tiergestützte Therapie hilft Ihren Kindern im Alltag
Tiergeschützte Therapie
Tiere sind treue Begleiter im Alltag und noch mehr, viel mehr! Im Gespräch mit Frau Widder, Geschäftsführerin des Vereins Tiere als Therapie erfahren wir, was Tiere alles können und wie wir Menschen davon profitieren.
Die Anfänge der tiergestützten Therapie liegen weiter zurück als man denken mag. Schon vor Jahrtausenden haben die Menschen festgestellt, dass sich Tiere positiv auf den Körper und die Seele auswirken können. Dies untermauert auch das Zitat von Walter von der Vogelweide (1170-1230): „Ein tier dem herze wol macht!“. Von Zitaten wie jenem von Walter von der Vogelweide bis hin zu der, mittlerweile auch Wissenschaftlich vielmals belegten und anerkannten, tiergestützten Therapie, dauerte es dann aber doch noch ein wenig.
Tiertherapie in Österreich
In Österreich fasste die Tiertherapie nämlich erst vor etwa drei Jahrzehnten Fuß. „Die zentrale Rolle spielte dabei die Biologin Dr. Gerda Wittmann, die durch einen langjährigen Aufenthalt in Australien die tiergestützte Therapie kennen und schätzen lernte“, berichtet uns Frau Widder. Vor dem Engagement von Frau Dr. Wittmann war es absolut undenkbar, dass sich Tiere in Kranken- bzw. Pflegeanstalten aufhalten dürfen. Zu Beginn waren in den Pflegeheimen auch nur Hunde mitsamt eines Maulkorbs erlaubt. Durch die unübersehbaren Erfolge öffneten aber von Jahr zu Jahr mehr Institutionen die Türe für unsere tierischen Begleiter und die Hunde dürfen auch schon seit Langem ohne Maulkörbe ihre therapeutische Arbeit durchführen. Damit die Tiere diese höchst verantwortungsvolle Aufgabe erledigen können, bedarf es einer intensiven Ausbildung. Selbstverständlich werden neben den Tieren auch die menschlichen Partner gezielt für diese Therapiemethode vorbereitet, denn auch der menschliche Partner des „Therapietieres“ braucht ein entsprechendes Training.
Tier und Mensch durchlaufen eine intensive theoretische und auch praktische Ausbildung
Der Verein „Tiere als Therapie“ bietet eine Grundausbildung für Einsatzteams an, welche jeweils aus einem Menschen und einem Tier besteht. Wichtig zu betonen ist dabei, dass „die Tiere gleichberechtigte Partner sind“, erläutert Frau Widder. Vier der zentralen Bereiche der Ausbildung sind dabei: soziales Verhalten zu Menschen, innerartliches Verhalten, therapiespezifische Situationen, sowie die Kontrollierbarkeit. Neben einer theoretischen Prüfung sind ebenfalls praktische Übungen und Einsätze mit erfahrenen Teams zu absolvieren. Auch die alljährliche Nachkontrolle ist ein fixer Bestandteil der Ausbildung. Ist diese Ausbildung positiv abgeschlossen, können Mensch und Tier mit den therapeutischen Einsätzen beginnen. Neben der Ausbildung ist es für die Tiere sehr wichtig schon früh genug intensiven Kontakt zu Menschen zu haben und das Zusammenleben sozusagen zu erlernen. „Die Sozialisationszeit von Hunden spielt sich hauptsächlich zwischen deren 4. bis 12. Lebenswoche ab und die der Katzen nur bis zur 7. und 8. Lebenswoche“, so Frau Widder. Alle Erfahrungen, die die Tiere in diesen Wochen sammeln (positive als auch negative), haben einen besonderen Einfluss auf die weitere Entwicklung und auch auf das Zusammenleben zwischen Tier und Mensch. In späteren Lebensphasen des Tieres lassen sich „Versäumnisse“ während der Sozialisationszeit meist nur noch bedingt und unter einem erhöhten Aufwand nachholen.
In welchen Institutionen kommen Tiere zu Therapiezwecken zum Einsatz?
Wie in der Einleitung erwähnt, fasste die tiergestützte Therapie zu Beginn in Pflegeheimen Fuß. Heute sind die Einsatzgebiete um einiges breiter gefächert. So berichtet uns Frau Widder, dass „Teams vom Verein Tiere als Therapie unter anderem in Pflegeheimen, Seniorenresidenzen, Psychiatrien, Schulen mit sonderpädagogischen Förderbedarf, Volksschulen und auch Kindergärten zum Einsatz kommen“. Die „Aufgaben der Tiere“ variieren dabei durchaus stark. Während besonders in der Volksschule der zu erlernende Umgang mit den Tieren wichtig ist und somit, zum Beispiel, die Angst vor Hunden genommen werden kann, bringen die Tiere den älteren Menschen oft eine Zuneigung entgegen, die diese häufig vermissen. Neben diesen positiven psychologischen Effekten, können Tiere auch für körperliche Genesung einen Teil beitragen. So wird sogar für die Beschleunigung der Heilung auf die Mithilfe von Tieren zurückgegriffen. Als Beispiel erwähnen wir das Schnurren von Katzen, das dazu beitragen soll, dass Knochenbrüche schneller geheilt werden. Diese Auflistung lässt sich noch lange fortführen, leider können wir hier nicht auf alle Fähigkeiten von den Tieren eingehen und müssen aus Platzgründen zwei Tiere und deren therapeutischen Fähigkeiten hervorheben.
Die Achatschnecke und Krebsschnüffelnde Hunde
„Hunde haben einen viel ausgeprägten Geruchssinn als wir Menschen. Dadurch können Hunde auch einzelne Stoffe eindeutig besser voneinander differenzieren“, so Frau Widder. Genau dieser Geruchsinn wird genutzt, um vor Epilepsieanfällen zu warnen und Diabetes-Patienten auf deren Unterzuckerung aufmerksam zu machen. Diese Fähigkeit ist mittlerweile auch schon erforscht und vielfach, auch auf wissenschaftlicher Ebene, bestätigt worden. Sogar bei der Erkennung von Krebs werden Hunde eingesetzt. Frau Widder berichtet uns, dass „in den 90er Jahren in einem Osteuropäischen Land aufgrund der misslichen finanziellen Lage die Geräte für Krebsdiagnosen fehlten. So kam man auf die Idee, den Geruchssinn von Hunden anstatt den Geräten zu verwenden“. Die Hunde mussten für diese Zwecke selbstverständlich geschult werden. Damals wurde diese Idee also aus der Not heraus geboren, heute wird dieser Ansatz auch wissenschaftlich verfolgt. Manche Testreihen verweisen auf eine Erfolgsrate von über 90 Prozent bei der Erkennung von Tumoren. Die Zukunft wird zeigen, ob sich die Tiere auch in diesem Bereich als Ergänzung zur herkömmlichen Medizin und speziell in der Früherkennung von Tumoren etablieren werden.
Achatschnecke gegen Hyperaktivität
Ein wohl viel unbekannteres Tier und auch eine unbekanntere Therapiemethode ist, mithilfe einer Achatschnecke hyperaktive Kinder zu unterstützen. Die meisten unserer LeserInnen sind nun wohl etwas verblüfft und fragen sich, wie dies funktionieren mag. Frau Widder erklärt uns den Vorgang wie folgt: „Die Achatschnecken kommen nur aus dem Schneckenhaus, wenn sich das Kind geduldig zeigt. Das Kind wird dadurch angeregt, die Konzentration und Ruhe über einen gewisse Zeitraum beizubehalten.“ Diese Therapiemethode hat das Ziel, dass Kinder, die an ADHS leiden, dadurch auch in anderen Lebenssituation konzentrierter und geduldiger agieren können. Dabei betont Frau Widder, dass „auch die Achatschnecke als gleichberechtigter Partner“ in der Therapie anzusehen ist. Jedes Tier steht stets auf dem gleichen Level wie der menschliche Partner sowie der Person, die die tierische Unterstützung genießt. Auch die Achatschnecke muss übrigens für diesen „Einsatz“ vorbereitet werden, indem sie an Menschen gewöhnt werden muss.
Unser Fazit dieses Gesprächs lautet, dass man für die Zukunft nur hoffen kann, dass sich die Methode der tiergestützten Therapie noch weiter in den diversen Therapieeinrichtungen und Pflegeheimen verankert und auch, dass in den Kindergärten und Schulen auf dieses Prinzip standardmäßig zurückgegriffen wird.
Die Kinder wie auch die Tiere würden davon sicherlich profitieren. \\ Aus APOVITAL 4/2017