Das Immunsystem erfolgreich stärken

Ein Interview mit Dr. Christine Reiler. Je besser das Immunsystem ist, desto eher können wir Krankheitserreger im Keim ersticken. Wie das gelingen kann, erklärt uns Frau Dr. Christine Reiler im Gespräch.

Das Immunsystem wird bildlich gerne als „Schutzschild unseres Körpers“ bezeichnet. Tatsächlich ist das Immunsystem weder ein einheitliches Organ noch sind alle Immunzellen gleich. Es besteht vielmehr aus einer Vielzahl an Zellen, die in den verschiedenen Organen auf unterschiedlichste Art und Weise ihre Aufgaben ausführen. Grob zu unterscheiden sind dabei die unspezifische Immunabwehr, die von Geburt an in jedem Organismus vorhanden ist, und die spezifische Immunabwehr; Letztgenannte erlernt erst im Laufe des Daseins ihre Funktion als Schutzschild gegen Bakterien und Viren. Auch wenn die Immunzellen Unterschiede aufweisen, so sind deren Aufgaben vergleichbar: Krankheitserreger werden lokalisiert und – sofern dies für die Abwehrzellen möglich ist – unschädlich gemacht. So die Idealvorstellung. Leider sind unsere Abwehrkräfte jedoch nicht immer in „Höchstform“. Warum das so ist, wie wir unser Immunsystem stärken können und vieles mehr verrät uns nun Dr. Christine Reiler:

Welche Faktoren können das Immunsystem negativ beeinflussen?
Es gibt mehrere Faktoren, aber allen voran steht das Älterwerden, denn die Kraft unseres Immunsystems nimmt mit den Jahren ab. Das Älterwerden trifft uns alle im Leben und wir können nur wenig dagegen tun – außer mit gesunder Ernährung, ausreichend Sport und einer positiven Einstellung unser biologisches Alter so jung wie möglich zu halten. Zu den Faktoren, die wir jedoch beeinflussen können, zählt zum Beispiel Stress. Denn Stress ist oft hausgemacht und Gift für unsere Zellen. Genauso verhält es sich mit Alkohol und Nikotin. Schlaf- oder Vitaminmangel tun ihr Übriges, um unsere Abwehrkräfte zu schwächen. Und dann kommt natürlich hinzu, dass wir alle genetisch unterschiedlich aufgebaut sind.

Warum nehmen die Probleme stets zur kalten Jahreszeit zu?
Bisher wurde angenommen, dass Erkältungen und Grippe vor allem in den kühleren Monaten auftreten, weil sich Menschen dann mehr in geschlossenen Räumen aufhalten, sodass Viren sich leichter verbreiten können. Laut einer aktuellen Studie können Nasenzellen bei kalten Temperaturen weniger gut auf Eindringlinge wie Bakterien und Viren reagieren. Das bedeutet, dass bei niedrigeren Temperaturen die Abwehr in der Nase abbaut. Wissenschaftler fanden heraus, dass schon bei Temperaturen um fünf Grad Celsius fast die Hälfte der in der Nase enthaltenen Abwehrzellen abstirbt. Das wiederum würde erklären, warum wir im Winter öfter krank werden. Außerdem gibt es die Theorie, dass Schleimhäute während der kalten Monate in beheizten Räumen stärker ausgetrocknet werden und damit für Eindringlinge anfälliger sind.

Pflanzliche Hilfe für das Immunsystem hat eine lange Tradition. Welche Rolle spielt Buchweizen?
Buchweizen enthält unter anderem Flavonoide, Tocopherole, Selen und Phenolsäure, die freie Radikale aus dem System entfernen und damit das Immunsystem unterstützen. Dabei binden sich die Stoffe an geeignete Rezeptoren, sodass die freien Radikale im System dies nicht tun können. Im Vergleich zu anderen Körnern und Samen sind diese Nährstoffe am häufigsten im Buchweizen zu finden. Eigentlich gehört Buchweizen zu den Rhabarbergewächsen und hat seinen Namen nur aufgrund seiner Optik, die dem Weizen ähnelt. Schlau und glücklich macht er ebenso, denn Buchweizen enthält alle wichtigen Aminosäuren, zum Beispiel Tryptophan, die Vorstufe des Glückshormons Serotonin.

Weniger bekannt ist die vitalisierende Kraft des Kräuterseitlings. Was bewirkt dieser Pilz?
Kräuterseitlinge sind nicht nur lukullisch ein Genuss, sondern ebenso gesund. Das liegt unter anderem daran, dass sie so gut wie kein Fett, dafür aber viele Vitamine, Mineralstoffe sowie Spurenelemente enthalten. Außerdem mögen die „guten“ Darmbakterien die im Kräuterseitling enthaltenen Beta-Glukane, also Bifido- und Lactobacillus- Bakterien. Sie sind für das Wachsen und das weitere Überleben der Lactobacillus- und Bifidobakterienarten verantwortlich, daher nennt man sie „Präbiotika“. Ein Präbiotikum ist dadurch gekennzeichnet, dass es ein spe­zifischer Bestandteil eines Lebensmittels ist, der explizit die positiven Bakterien der Mikroflora fördert. Und wenn die Verdauung gut ist, sind wir auch kraftvoll und vital. Kräuterseitlinge enthalten außerdem L-Ergothioneine. Diese schwefelhaltigen Aminosäuren treten als natürliche und wasserlösliche Verbindung auf. Sie können nicht vom Körper selbst gebildet werden und müssen daher mit der Nahrung aufgenommen werden. L-Ergothioneine kommen hauptsächlich in Pilzen vor und wirken als Antioxidantien.

Wir bitten Sie noch um Tipps für unsere Leserinnen und Leser, um das Immunsystem zu stärken.
Das A und O, um uns fit und gesund zu halten, ist ausreichend körperliche Bewegung. Hierfür empfiehlt die WHO 150 Minuten pro Woche, also jeweils eine halbe Stunde an fünf Tagen. Wer seinem Immunsystem etwas Gutes tun möchte, überwindet seinen inneren Schweinehund und setzt auf Wechselbäder, kalte Duschen oder Kneippkuren. All jene, die keine Herzbeschwerden haben, stärken ihr Immunsystem auch durch regelmäßige Saunagänge. Wer wie ich die Kraft der Heilpflanzen schätzt, wendet sich der Echinacea, also dem Sonnenhut, zu. Dieser greift regulierend in die Botenstoffe des Immunsystems ein und wirkt antientzündlich.
Und noch ein Tipp zum Schluss: Auch eine ausgewogene Ernährung ist sehr wichtig! Speisepilze wie etwa Kräuterseitlinge sind reich an natürlichen Vitaminen, Mineralstoffen, gesunden Eiweißen, Polysacchariden, Triterpenen und anderem. Gleichzeitig sind sie cholesterinarm, fettarm bis fettfrei, ballaststoffreich sowie kalorienarm und verfügen über eine Reihe weiterer positiver Eigenschaften. Sie helfen etwa dabei, Alterserkrankungen vorzubeugen, das Immunsystem zu stärken, Herz- und Kreislaufproblemen entgegenzuwirken, Blutdruck und Blutzucker zu regulieren sowie die Leber zu stärken. Darüber hinaus dienen sie der Entgiftung und Entzündungshemmung, sie verbessern die Vitalität, helfen gegen Erschöpfung und vieles andere mehr.

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