Unerwünschte Nebenwirkung: Mord (Teil 6)

Fortsetzungsroman Folge 6 – von Manfred Baumann

Was bisher geschah … Mord in der 4700-Seelen-Gemeinde Oberkrautbach. Camilla Kuffer wurde erschlagen. Zuvor war sie in der „Apotheke zur Heiligen Anna“. Zusammen mit Kriminalassistent Anton Geigl, der zugleich der Neffe der Ermordeten war, warf sich Chefinspektor Theodor Raps verbissen in die Untersuchung. Die beiden stießen auf eine Reihe fragwürdiger Hinweise. Am Abend war dann Apothekenchefin Lea Salvaner allein zu Hause und vernahm Verdächtiges …

Sein Handy summte. Unbekannte Nummer, las er. Verdrossen wischte er über das Display. „Raps.“ Das Fauchen in seiner Stimme hätte jeder Wildkatze Ehre gemacht.
Einen Moment lang war es still, dann hörte er: „… hier ist Lea Salvaner.“ Warum zum Kuckuck flüsterte die Apothekerin?
„Was wollen Sie?“
„Da ist jemand im Haus …“ Er brauchte, bis er kapierte, worum es ging. Geigl sollte besser bei seiner Verlobten Rita bleiben. Er würde dem allein nachgehen. Er fragte nach der Adresse. „Ich bin gleich bei Ihnen.“
Keine zehn Minuten später war er dort. Im Haus war niemand, nur sie.
„Was war los? Präzise Schilderung.“
„Ich hatte im Wohnzimmer die Skulptur ausgepackt und aufs Fensterbrett gestellt. Dann bin ich in die Küche, als ich ein Geräusch hörte. Gott sei Dank hatte ich das Handy bei mir. Sie hatten mir ja Ihre Nummer gegeben.“
Lea Salvaner zitterte. Aber vielleicht täuschte sie das nur vor. Raps sah sich nochmals im Haus um. Die Terrassentür war nicht abgesperrt. Schlampig. Sonst war nichts Verdächtiges zu entdecken.
„Möglicherweise haben Sie sich das alles nur eingebildet, Frau Salvaner.“
Sie drehte missmutig die Augen zum Himmel.
Abschätzige Gesten dieser Art konnte Raps schon an der Sekretärin seines Chefs schwer ausstehen. Bei Apothekerinnen, die ihn anriefen, weil sie sich offenbar einbildeten, etwas gehört zu haben, passte es ihm gar nicht. Seine Verabschiedung fiel barsch aus. Eine Viertelstunde später war er zurück in der kleinen Pension, seinem derzeitigen Quartier. Er schlief gut.
Am nächsten Morgen zitierte er den Kriminalassistenten zu sich. Er saß schon beim Frühstück, als Geigl eintraf.
„Ich war gestern am Abend bei Lea Salvaner“, teilte Raps ihm mit. „Sie rief mich an. Angeblich war jemand bei ihr im Haus. Da war aber niemand, außer sie selbst.“
„Verstehe. Soll ich mich dorthin aufmachen, um nach möglichen Spuren zu suchen?“
„Nein“, brummte Raps. „Ich bin mir sicher, sie wollte sich nur wichtigmachen. Diese Apothekenchefin kam mir ohnehin von Anfang an sonderbar vor. Was meinen Sie, Geigl?“
Der Assistent grinste. „Was kann man schon von einer Frau erwarten, die sich eine schwarze Holzfigur ins Fenster stellt? Völlig überdreht.“
„Sie sagen es, Geigl. Haben Sie gestern noch etwas rausgefunden?“
Ja, das hatte er, auch mithilfe seiner Verlobten Rita, der Tochter des Bürgermeisters. „Es gibt Troubles in der Frauenrunde. Bei der Abrechnung des Osterbazars fehlt eine größere Summe.“
„Und ausgerechnet Emmi Platzmaier, die die Leiche fand, ist Schriftführerin der Frauenrunde. Und ihre Schwester Hanni ist die Kassiererin. Sehr verdächtig.“
„Sie sagen es, Herr Chefinspektor.“
„Los, Geigl, lassen Sie uns noch ein paar andere Dinge überprüfen.“
Als Erstes suchten sie Pater Leonhard auf.
„Um Gottes willen!“, entgegnete ihnen der Klostervorsteher. „Wir haben nie versucht, die gute Camilla bei der Kräuterlieferung für die Apotheke zu verdrängen. Wir haben uns lediglich das Zertifikat besorgt.“
Dann suchten sie die Apothekenangestellte Amelie Veilner auf.
„Ja, weil Pfarrer Flaut sich bei den spannenden Internetspielen immer so aufregt, haben wir ihm ein Blutdruckmessgerät besorgt“, bestätigte sie.
Dann ließ Raps seinen Assistenten noch ein paar weitere Auskünfte einholen, während er sich ein Mittagessen gönnte. Er hatte eben den ersten Löffel Frittatensuppe genossen, als ihm siedend heiß ein Gedankenblitz durch den Kopf fegte. Etwas stimmte nicht. Er hatte heute etwas zu hören bekommen, das nicht passte. Was war das nur gewesen?

Wie es weitergeht, erfahren Sie in der kommenden Ausgabe der APOVITAL.
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Portrait von Manfred BaumannManfred Baumann, geboren 1956, lebt als freier Autor, Kabarettist, Regisseur und Moderator in Puch bei Hallein.
Er schreibt erfolgreich Salzburg-Krimis rund um den charismatischen Ermittler Kommissar Martin Merana (Gmeiner Verlag).
Sein Roman „Drachenjungfrau“ wurde vom ORF für die Reihe LandKrimi verfilmt und auch im ZDF ausgestrahlt. www.m-baumann.at


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