Unerwünschte Nebenwirkung: Mord (Teil 5)

Fortsetzungsroman Folge 5 – von Manfred Baumann

Was bisher geschah … Mord in der 4700-Seelen-Gemeinde Oberkrautbach. Camilla Kuffer wurde getötet. Zuvor war sie in der „Apotheke zur Heiligen Anna“. Chefinspektor Theodor Raps übernahm die Ermittlung zusammen mit Kriminalassistent Anton Geigl, der zugleich der Neffe der Ermordeten war. Die Apothekenchefin erschien den Polizisten verdächtig. Auf dem Handy der Toten fand sich auch eine Videoaufnahme, die den Dorfgeistlichen in fragwürdigem Umgang mit zwei Buben zeigte.

„Warum ließ er die Buben zu sich ins Haus?“, fauchte der Chefinspektor. „Los, Geigl, fragen wir ihn.“
Wenige Minuten später waren sie schon beim Pfarrhaus. Eine ältere Dame mit Haarkranz öffnete ihnen die Tür. Sie stellte sich als Genoveva Punzel vor, Mesnerin und Aushilfsköchin. „Nein, der Herr Pfarrer ist jetzt nicht da. Heute ist ja Mittwoch.“
„Ja und?“, blaffte der Chefinspektor.
„Am Mittwochnachmittag macht der Herr Pfarrer immer seine Fahrradtour. Er trainiert fleißig. Um 16 Uhr ist er zurück.“ Rumms! Sie warf die Tür zu.
„16 Uhr! Das ist ja erst in zwei Stunden!“, schnaubte Raps.
„Äh … wenn Sie erlauben, Herr Chefinspektor“, säuselte der Kriminalassistent, „dann könnte ich mich vielleicht kurz mit Rita treffen. Sie wartet im Dorfcafé auf mich.“
Raps grunzte. Geigls Verlobte war immerhin die Tochter des Bürgermeisters. Da ließ sich vielleicht gleich manches über die seltsamen Umtriebe in diesem Dorf erfahren. „Gut“, sagte er. „Ich komme mit.“
Das kleine Café lag zwischen Kirche und Gemeindehaus und war gut besucht. Die junge Frau mit den dunklen Locken küsste ihren Verlobten. Dann reichte sie dem Chef­inspektor die Hand.
„Was für ein schreckliches Ereignis!“, begann sie. „Einerseits sind wohl alle im Ort sehr entsetzt …“
„Und andererseits?“, fragte Raps lauernd.
Rita Argauer zögerte. Dann tätschelte sie Geigls Hand. „Natürlich will ich nicht schlecht über deine tote Tante reden, mein Liebster. Aber du weißt, sie hatte nahezu gegen jeden etwas im Ort. Sie wollte auch nicht, dass wir beide heiraten. Meine Familie war ihr zuwider.“
Und das ist immerhin die Bürgermeisterfamilie, dachte Raps. „Können Sie noch ein paar Beispiele nennen, Frau Argauer?“ Rita nickte und bestellte bei der Serviererin einen weiteren Ingwer-Energydrink. Dann legte sie los … Raps kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Die ermordete Tante seines Assistenten hatte offenbar ihre Ohren und Augen überall im Dorf gehabt. „Ich weiß genug über jeden von euch!“, hatte sie bei ihrem Auftritt in der Apotheke triumphiert.
„Und damit hatte sie wohl den Pfarrer in der Hand“, mutmaßte der Chefinspektor und zeigte ihr das Handyvideo.
Rita prustete los. „Ach, die Fantasy-Truppe!“ Sie lachte und konnte sich kaum beruhigen.
Eine Stunde später wurde den beiden Polizisten bestätigt, worüber Rita sich so erheitert hatte.
„Ja“, bekräftigte Pfarrer Flaut, während ihm leichte Schamröte ins Gesicht kroch. „Wir kämpfen im Internet gegen Darkossya, das Reich der Finsternis. Die beiden Buben sind wahre Meister darin und bringen es mir bei.“ Sein Faible für das Spiel war dem katholischen Geistlichen offenbar ein wenig peinlich. Nicht jeder sollte wissen, dass er gerne in die Rolle des wilden Schamanen Myrgir schlüpfte. „Und wenn wir bei dem Spiel etwas gewinnen, dann kommt der Betrag sofort in die Ministranten-Kasse“, bekräftigte Joachim Flaut.
Myrgir? Reich der Finsternis? Die spinnen alle!, stellte Raps fest. Der Geistliche ließ sich also von den Buben bei Internetspielen coachen. Doch das war es auch schon. Deswegen war Camilla Kuffer sicherlich nicht umgebracht worden. Aber warum dann? Wer steckte dahinter?
An die tote Camilla dachte auch die Apothekenbesitzerin. Es war schon finster, als Lea Salvaner heimkam. Sie packte das Paket aus, das ihr der Postbeamte vor die Tür gestellt hatte, und platzierte die gelieferte Medizinmann-Skulptur auf das Fensterbrett. Dann ging sie in die Küche. Sie griff nach der Teekanne, als sie das Geräusch hörte. Erschrocken zuckte sie zusammen. Mein Gott, da war jemand im Haus …

Wie es weitergeht, erfahren Sie in der kommenden Ausgabe der APOVITAL.
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Portrait von Manfred BaumannManfred Baumann, geboren 1956, lebt als freier Autor, Kabarettist, Regisseur und Moderator in Puch bei Hallein.
Er schreibt erfolgreich Salzburg-Krimis rund um den charismatischen Ermittler Kommissar Martin Merana (Gmeiner Verlag).
Sein Roman „Drachenjungfrau“ wurde vom ORF für die Reihe LandKrimi verfilmt und auch im ZDF ausgestrahlt. www.m-baumann.at


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