Dr. Medicus Historicus: Mumps

Nachdem er im Jahr 2022 den großen Pandemien der Menschheitsgeschichte auf den Grund gegangen ist, wirft der hochgeschätzte Dr. Medicus Historicus dieses Jahr ein Auge auf die häufigsten Todesursachen vergangener Tage. Dieses Mal geht es um eine, die gerne als „Kinderkrankheit“ bezeichnet wird, nämlich um Mumps.

Mumps (Ziegenpeter)

Illustration von Chorsängern mit geschwollenen Wangen. Mumps
An Mumps kann jeder erkranken. Bei Jugendlichen und Erwachsenen ist das Risiko für Komplikationen größer als bei Kindern. Wer eine Mumpserkrankung überstanden hat, ist in der Regel vor einer erneuten Infektion geschützt.

Mumps ist eine Infektionskrankheit, die durch das Mumpsvirus verursacht wird. Dieses Virus kommt nur beim Menschen vor. Mumps ist weltweit verbreitet und hat gerade in den vergangenen Jahrhunderten zu vielen schweren Erkrankungen und einigen Todesfällen geführt. Erst mit der Impfung konnte die Gefahr einigermaßen gebannt werden.

Wir schreiben das Jahr 1782: In einem kleinen Dorf in der Nähe des Bodensees herrscht große Aufregung. Viele Kinder und einige Erwachsene klagen über Schmerzen, Antriebslosigkeit und geschwollene Wangen. Sie leiden an einer mysteriösen Krankheit, die im Volksmund als „Ziegenpeter“ bezeichnet wird. Woher der Name für die Krankheit stammt, ist umstritten. Eine Theorie besagt, dass der Ziegenpeter ein Kobold war, der diese Beschwerden verursachte. In der Medizin wird der Ziegenpeter heute jedenfalls als Mumps oder – wissenschaftlich gesprochen – als Parotitis epidemica bezeichnet.

Die Geschichte des Mumps

Die ersten Aufzeichnungen über Mumps stammen aus dem antiken Griechenland, wo Gelehrte die Krankheit bereits als „Parotitis“ bezeichneten, was auf die Schwellung der Ohrspeicheldrüse hinweist, die eines der charakteristischen Merkmale von Mumps ist. Erst im 18. Jahrhundert wurde die Krankheit genauer erforscht. Der schottische Arzt Robert Hamilton (1721–1793) beobachtete 1765 die Symptome von Mumps und erkannte die Krankheit als eigenständige Infektion. Im 19. Jahrhundert entdeckten Wissenschaftler das Mumpsvirus und stellten fest, dass Mumps vor allem Kinder befällt, aber auch Erwachsene daran erkranken können.

Mumpsviren werden hauptsächlich von Mensch zu Mensch übertragen. Seltener ist eine Weiterverbreitung über mit Speichel verunreinigte Gegenstände wie zum Beispiel gemeinsam benutztes Geschirr. Geschwollene Wangen sind ein typisches Symptom.

So zeigt sich Mumps

3D Illustration eines Mumpsvirus. MumpsDie Übertragung des Mumpsvirus erfolgt durch Tröpfcheninfektion, d. h. durch Tröpfchen, die sich beim Sprechen, Niesen oder Husten verbreiten. Die ersten Anzeichen treten in der Regel erst 16 bis 18 Tage nach der Ansteckung auf. Auch wenn keine oder nur geringe Krankheitszeichen zu erkennen sind, können Erkrankte ansteckend sein. Die Erkrankung kann sich mit grippeähnlichen Symptomen wie Abgeschlagenheit, Appetitlosigkeit, Kopf- und Gliederschmerzen sowie Fieber ankündigen. Typisch ist eine schmerzhafte, entzündliche Schwellung der Ohrspeicheldrüse, die ein- oder beidseitig auftreten kann und in der Regel etwa drei bis acht Tage anhält. Auch die Speicheldrüsen im Unterkiefer oder unter der Zunge sowie die benachbarten Lymphknoten können anschwellen. Mindestens ein Drittel der Infektionen verläuft gänzlich ohne oder mit lediglich geringen Beschwerden. Vor allem bei Kindern unter fünf Jahren treten oft nur erkältungsähnliche Symptome auf, weshalb Mumps häufig unbemerkt bleibt. Während und nach der Pubertät kommt es bei 10–30 Prozent der männlichen Erkrankten zu einer schmerzhaften Schwellung und Entzündung der Hoden, die zur Unfruchtbarkeit führen kann. Bei Mädchen und Frauen kann es zu einer Entzündung der Eierstöcke kommen.

Behandlung und Impfung

Impfpass für Masern, Mumps, Röteln
Der letzte größere Ausbruch von Mumps mit 214 Fällen trat in Österreich im Jahr 2006 auf. Mit einer Impfung lässt sich das Risiko einer Erkrankung deutlich minimieren.

Hausmittel gegen den Ziegenpeter gibt es schon so lange wie die Krankheit selbst. Bereits im frühen Mittelalter kannte man verschiedene Rezepte gegen Mumps. So empfiehlt das Lorscher Arzneibuch (8./9. Jh.), Taubenmist mit Gerstenmehl, vermischt mit Honig, aufzulegen, um die entstehende Schwellung der Ohrspeicheldrüse zu lindern. Eine gezielte Therapie gegen eine Mumpsinfektion existiert bis heute nicht. Lediglich die Symptome können behandelt werden, zum Beispiel mit schmerzstillenden oder fiebersenkenden Mitteln. Gegen Mumps gibt es seit einigen Jahrzehnten allerdings einen gut verträglichen Impfstoff, der mit einem Schutz gegen Masern und Röteln kombiniert ist. Diese Impfung ist für alle in Österreich lebenden Personen an allen öffentlichen Impfstellen kostenlos erhältlich. Dank der Impfung konnten die Mumpsfälle drastisch gesenkt werden, allerdings kommt es auch heutzutage auf der Welt immer wieder zu Mumpsausbrüchen.

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