Aromatherapie – Düfte können betören
Düfte können Phantasien erwecken, an die Kindheit erinnern und sie können auch unser seelisches und körperliches Wohlbefinden beeinflussen. Im Gespräch mit Frau Mag. pharm. Dr. Našel, BEd erfahren wir mehr über die faszinierende Methode der Aromatherapie.
Aromatherapie, ein Teilbereich der Pflanzenheilkunde, verkörpert eine wissenschaftlich untermauerte Auseinandersetzung mit Düften und deren Auswirkung auf unseren Körper und Geist. Als Begründer der modernen Aromatherapie gilt der Franzose René-Maurice Gattefossé, der im Jahre 1910 durch einen Zufall erkannte, dass das Lavendelöl seine erlittenen Verbrennungen schnell und ohne zurückbleibenden Narben heilte. Darauf entwickelte sich eine Therapiemethode, die heute auch in manchen Krankenhäusern angeboten wird.
Ursprung
Der Ursprung der Aromatherapie liegt aber viel weiter zurück. Es existieren Aufzeichnungen aus dem Altertum, die über Räucherungen und Salbungen berichten. Meist wurden diese zwar für religiöse Rituale verwendet, in Sammlungen wie dem ägyptischen Papyrus Ebers findet man jedoch schon therapeutische Anwendung der duftenden Pflanzen. In den Zeiten Karls des Großen wurden in Klöstern gezielt Pflanzen als Heilmittel angebaut, weiterverarbeitet und angewendet. Um den geschichtlichen Teil der Aromatherapie auf die „Neuzeitliche Entwicklung“ in Österreich zu lenken, verweist uns Frau Dr. Našel auf die 1980er Jahre, in denen sich: „Univ. Prof. Dr. Gerhard Buchbauer als erster Pharmazeut in Österreich intensiv und erfolgreich auf wissenschaftlicher Ebene mit der Aromatherapie befasst hat“. Seitdem entwickelt sich die Aromatherapie ständig weiter und gewinnt stetig an Anerkennung.
Die Medizinische Aromatherapie – Gewinnung der Öle
Die Medizinische Aromatherapie behandelt Leiden und fördert die Gesundheit mithilfe von ätherischen Ölen. Dabei ist es notwendig, bei der Herstellung der Öle auf höchste Qualität der Ausgangsprodukte (Pflanzen), sowie eine kontrollierte Erzeugung des Endproduktes zu achten. Die Gewinnung erfolgt hierbei durch: „Wasserdampfdestillation (häufigste Methode), Trockenextraktion (z. b. bei Rinden, Wurzeln) oder durch Pressen (Citrus- Früchte)“, berichtet uns Frau Dr. Našel. Der Ertrag ist von Pflanze zu Pflanze unterschiedlich. Nicht selten benötigt man Tonnen einer Pflanze, um einen Liter ätherisches Öl zu erhalten. Um die höchste Qualität der Produkte, die Sie in der Apotheke Ihrer Wahl finden, zu gewährleisten, besteht eine detaillierte Kennzeichnungspflicht der gewonnenen Öle.
Anwendung und Wirkung der Aromatherapie
Inhalation
Die wohl bekannteste und am weitesten verbreitete Anwendungsmöglichkeit ist mithilfe einer Duftlampe. Dabei wird das Öl erwärmt und verdampft (zu beachten ist, dass das Öl nicht zu sehr erhitzt wird), wodurch die Wirkstoffe durch die Nase aufgenommen werden. In weiterer Folge werden die Riechzellen angeregt und der Duftimpuls gelangt direkt ins Gehirn.
Durch Düfte wird die Psyche der Menschen angeregt. So können Erinnerungen geweckt werden oder die Motivation und Aktivität gesteigert werden. Auf physischer Ebene können Duftstoffe unter anderem einen Einfluss auf die Stoffwechselfunktion ausüben und somit Leiden lindern, das Immunsystem stärken und Selbstheilungsprozesse anregen. Diese Wirkungen auf unseren Körper treten oft sehr schnell ein und sind wissenschaftlich belegt.
Bad
„Eine weitere und entspannende Anwendungsmöglichkeit ist, ein Bad mit ein paar Tropfen ätherischen Öls zu nehmen. Wichtig dabei ist, dass das ätherische Öl mit etwas Honig, Milch oder Badesalz vermengt wird, damit es sich ausreichend verteilen kann. Der Wirkstoff wird dabei sowohl über die Haut als auch über die Atmung aufgenommen. Jedoch sollte nicht zu lange (max. 20 Minuten) gebadet werden. Bei der direkten Inhalation eines ätherischen Öles mit Wasser reichen bereits 1-2 Tropfen und schon gelangen die Wirkstoffe über die Atmung in den Blutkreislauf.
Einreiben
Weitere Anwendungsmöglichkeiten sind das Einreiben, Massagen oder auch ein Wickel“, erklärt uns Frau Dr. Našel.
Vor der Anwendung direkt am Körper wird das jeweilige ätherische Öl in weiterer Folge mit verchiedenen fetten Ölen (zum Beispiel Mandelöl) vermengt und als etwa Drei-Prozent-Lösung gleichmäßig aufgetragen. In besonderen Fällen und auf ärztliche Anweisung kann die Dosierung allerdings auch höher sein.
Die Wirkungsbreite der Aromatherapie ist eine sehr vielfältige und verschiedenartige. So kann sie unter anderem bei Schlafstörungen, Stress, oder auch bei Husten, Entzündungen und Krämpfen oder sogar – man lese und staune – zur Insektenabwehr eingesetzt werden. Auch als Vorbeugemaßnahme vor muskulären Verletzungen finden ätherische Öle heutzutage ihre Anwendung. Das macht sie daher bei Sportlerinnen und Sportlern sehr beliebt.
Welche Öle gegen welche Leiden
In der Aromatherapie werden einerseits einzelne ätherische Öle angewendet und andererseits Duftmischungen aus mehreren Ölen erstellt. Der Grund, weshalb mehrere Stoffe vermengt werden, ist insbesondere der synergistische Effekt, der dadurch entsteht. Die Wirkstoffe ergänzen sich sozusagen und erhöhen die „Durchschlagskraft“. Ätherische Öle, die gerne in der Aromatherapie angewendet werden, sind unter anderem die Citrusöle (stimmungsaufhellend), Thymianöl (antibakteriell, hustenlösend) oder Lavendelöl (beruhigend, entzündungshemmend), um nur einige zu nennen.
Wir präsentieren Ihnen Düfte, die gegen Bauchschmerzen und -krämpfe, Husten, Schlafstörungen, gegen Stress und zur Stimmungsaufellung besonders zu empfehlen sind.
- Gegen BAUCHSCHMERZEN und Krämpfe wirkt:
Anissamenöl
Lavendelöl fein
Kamille römisch
ANWENDUNG:
Massage oder Wickel
- STIMMUNGSAUFHELLEND wirkt:
Bergamotte
Grapefruit
Zitrone
Orange
ANWENDUNG:
Duftlampe oder
per Taschentuch
- Gegen STRESS wirkt:
Bergamotte
Benzoe siam
Lavendel
Mandarine
Rose oder Rosengeranie
Zeder
ANWENDUNG:
Duftlampe, Bad
oder Körperöl
- Gegen SCHLAFSTÖRUNGEN wirkt:
Lavendel
Neroli
Bergamotte
Rosengeranie
ANWENDUNG:
Bad oder Raumbeduftung
- Gegen HUSTEN (Erwachsene) wirkt:
Eukalyptus
Myrte
Thymian linalool
Lavendel fein
ANWENDUNG:
Duftlampe oder Brustöl
Weitere Informationen zur Aromatherapie finden Sie auf der Homepage der Österreichischen Gesellschaft für wissenschaftliche Aromatherapie und Aromapflege unter www.oegwa.at. \\ Aus APOVITAL 1/2017