Weniger Mum/Dad, mehr Me-Time

Abnabelung: Von zu Hause ausziehen – und die Sache mit dem Erwachsenwerden ist geregelt? Wenn es doch nur so einfach wäre! Dir selbst fällt das Abnabeln bestimmt viel einfacher als deinem Dad oder deiner Mum – hab also etwas Nachsicht mit ihnen.

Endlich kannst du tun und lassen, was du willst, ohne dich auch nur für die geringste Kleinigkeit rechtfertigen zu müssen. Trotzdem bekommst du tagtäglich Anrufe und/oder Nachrichten deiner Eltern? Sei nicht böse. Die beiden haben die letzten Jahre – wenn nicht Jahrzehnte – für dich aufgeopfert, und nun sollen sie sich zurücklehnen und dich ziehen lassen, dich deine eigenen Erfahrungen machen lassen? Klingt perfekt, ist aber praktisch bei aller Liebe einfach nicht umsetzbar.

Versuch es mit einem Perspektivenwechsel

Wenn auch du den Abnabelungsprozess versäumt hast oder deine Eltern dir einen Strich durch deine Rechnung der Freiheit gezogen haben und du nun vor lauter Dad/Mum-Spamming dein Handy am liebsten im Klo versenken möchtest – COOL DOWN! Versuch es doch mal mit einem
Perspektivenwechsel. Eigentlich ist es wunderbar und ein wahnsinnig wertvolles Geschenk, einen Dad oder eine Mum an deiner Seite zu haben, die sich immer um dich sorgen, immer für dich da sind und denen du sehr wichtig bist. Dennoch: Völlig verständlich und nachvollziehbar, dass du mehr Raum für dich brauchst!

Zauberwort: Mehrgleisigkeit

Bevor du irgendwann komplett eskalierst, mach dir bewusst, dass dies mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit verletzte Gefühle auf beiden Seiten mit sich bringen wird. Besser, du startest geschickt und durchdacht in die Konfrontation und meisterst diese gechillt und vor allem ohne unnötigen Stress. Das Zauberwort für die Abnabelung in dieser gefinkelten Situation heißt: Mehrgleisigkeit. Ein gesunder Mix aus Bestärkung, Grenzen-Setzen und Umlenkung bringt dir deinen heißgeliebten Freiraum und gleichzeitig deinen Eltern das Gefühl, nicht ausgeschlossen und trotzdem gebraucht und geliebt zu werden. Hast du zum Beispiel absolut keine Lust und auch keine Nerven, mit deinen Eltern in Kontakt zu treten – sei doch einfach ehrlich.

Mehr Me-Time

Sag ihnen, wie es ist, und zwar mit Ich-Botschaften: „Ich kann und will jetzt nicht, da ich auch einmal Zeit für mich haben möchte, weil …“ So kommt es zu keinem „direkten Angriff“, da sie dir deine Offenheit und Ehrlichkeit hoch anrechnen werden. Im Gegenzug kannst du ja einen guten Vorschlag für deinen Dad oder deine Mum aus dem Repertoire ziehen, zum Beispiel einen Tanzkurs, eine neue Sportart oder Kosmetik- und Massagetermine, um sich öfter mal was Gutes zu tun. Die Palette ist breit gefächert und bietet sehr viele Angebote, auch wenn es nur ein Spaziergang mit dem/der besten Freund/-in ist. Probiere, deinen Eltern diese Vorschläge durch die Blume schmackhaft zu machen. Bring sie durch kleine, jedoch durchdachte Aussagen selbst auf Ideen und Einfälle, somit haben sie parallel gleich auch noch ein Erfolgsgefühl. Ebenso kannst du ihnen immer wieder die positiven Aspekte des Auszugs ihres Schützlings vor Augen führen, und die Sache regelt sich fast von selbst. Gleichzeitig reduzierst du den Kontakt mit voller Absicht auf ein Maß, welches sich für dich gut anfühlt.

Vergiss nicht: Die Abnabelung ist ein Prozess und lässt sich nicht einfach von heute auf morgen umsetzen. Geduld ist das A und O in solchen Situationen, auch wenn es dir ab und an bestimmt nicht einfach fallen wird. Jedoch bin ich mir sicher, dass deine Eltern dir gegenüber mindestens genauso viel Geduld und Nachsicht aufgebracht haben, wenn du sie nachts aus dem Schlaf gerissen oder du nach der zehnten Aufforderung immer noch die Augen verdreht hast. Alles ein Geben und ein Nehmen, damit am Ende alle happy und zufrieden sind.

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