Dr. Medicus Historicus: Mord & Totschlag

Nachdem er im Jahr 2022 den großen Pandemien der Menschheitsgeschichte auf den Grund gegangen ist, wirft der hochgeschätzte Dr. Medicus Historicus dieses Jahr ein Auge auf die häufigsten Todesursachen vergangener Tage. Dazu zählten in vergangen Jahrhunderten vor allem auch Mord & Totschlag.

Mord & Totschlag

Seefahrer auf einem Wikingerschiff. Winkinger. Goldene Stunde. Mord & Totschlag
Seefahrer kannten häufig keine Gnade. Auf den Eroberungstouren floss viel Blut.

Die Mehrzahl der Todesfälle in Österreich ist heutzutage auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Krebs zurückzuführen, während Gewaltverbrechen in der Liste der Todesursachen in den vergangenen Jahrzehnten nach hinten gerutscht sind. Doch auch wenn der Anteil der Todesfälle durch Mord und Totschlag in den meisten Ländern geringer ist als in vielen Epochen der Vergangenheit, so ist doch jeder durch körperliche Gewalt zu Tode gekommene Mensch einer zu viel. Wir werfen nun einen Blick in eine (noch) düstere Vergangenheit.

Wir schreiben das Jahr 998 n. Chr. Erik, Ragnar, Halvar und ihre Wikingergefährten sind auf Beutezug. Ihr Ziel ist ein kleines Dorf an der Küste des heutigen Schottland. Bereits bei ihrem letzten Eroberungszug hatten sie ein Auge auf das 2500-Seelen-Dorf geworfen. Damals verschonten sie die Siedlung, doch diesmal kennen sie keine Gnade. Für all jene Bewohner/-innen, die nicht rechtzeitig die Flucht ergreifen konnten, hat das letzte Stündlein geschlagen. Gegen die barbarischen Angreifer aus dem Norden war kein Kraut gewachsen. Sie metzelten alles und jeden nieder und verschwanden mit ihrer Beute auf hoher See. Doch nicht nur die Wikinger mordeten skrupellos. Mord und Totschlag waren ebenso bei den mongolischen Eroberungszügen des Dschingis Khan, bei den römischen Völkerwanderungen, im Dreißigjährigen Krieg, im Kampf um das Reich der Azteken und in zahllosen anderen Konflikten der letzten Jahrtausende an der Tagesordnung. Gewalt in Kriegen und Eroberungszügen war somit eine der Haupttodesursachen vieler vergangener Epochen. Doch nicht nur die Schlachtfelder waren Orte des Grauens.

Tod auf dem Scheiterhaufen

Bis zu 100 000 Frauen, so schätzt man heute, wurden zwischen dem 15. und dem 18. Jahrhundert bei lebendigem Leibe auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Allein das Gerücht über angebliche Hexenkräfte war bereits Anlass genug für das grausame Todesurteil. Prozesse, sofern überhaupt welche stattfanden, lassen sich in die Kategorie „Schauprozesse“ einordnen. Selbst eine „falsche“ Haarfarbe konnte noch vor wenigen Jahrhunderten ein Grund dafür sein, dem Tod ein Stück näher zu rücken. Der Tod auf dem Scheiterhaufen ist heute kein Thema mehr – Frauenmorde hingegen schon. Die Zahl der Femizide ist in Österreich im Vergleich zu den meisten anderen europäischen Ländern enorm hoch – eine Entwicklung, die es mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu bekämpfen gilt!

Auf dem Scheiterhaufen starben Zehntausende Frauen einen qualvollen Tod. Schwert, Lanze, Hellebarde und Armbrust waren typische Waffen des Mittelalters. Heute gehören Hieb- und Stichwaffen, Schusswaffen und Angriffe gegen den Hals zu den häufigsten Tatmitteln bei Tötungsdelikten.

Kann Bildung Mord & Totschlag verhindern?

Rittertum, Mittelalter. Ritter hoch zu Ross beim Lanzenkampf. Ritterrüstung. Mord & Totschalg
Das Mittelalter war eine der blutigsten Epochen. Schätzungen zufolge lag die Mord­rate in jener Zeit bei etwa 20–50 Tötungsdelikten pro 100 000 Einwohnern und Jahr und war damit deutlich höher als in den meisten der heutigen Gesellschaften.

Die Frage, warum Menschen töten und wie man dies verhindern kann, ist seit Langem ein wesentlicher Bestandteil zahlreicher wissenschaftlicher Arbeiten. Auf der Suche nach dem Grund für mörderische Aggressionen betrachtete man zu früheren Zeiten unter anderem die Schädelform von Mördern. Von der Phrenologie, d. h. der Theorie, dass die Form des Kopfes möglicherweise auf eine verbrecherische Veranlagung hinweist, ist man zum Glück schon lange abgerückt. Generell ist die Vorstellung, dass man quasi bereits als Gewaltverbrecher geboren wird, inzwischen in den Hintergrund getreten. Die Täter/-innen haben letztlich die Wahl, ob sie zu Kriminellen werden wollen oder nicht – das zumindest ist die Meinung der Expertinnen und Experten. Die Frage aller Frage lautet daher: „Was kann die Gesellschaft tun, damit möglichst niemand mehr zum Gewalttäter bzw. zur Gewalttäterin wird?“ Ein Ansatz dazu heißt Bildung. Ein höherer Intelligenzquotient könnte dazu beitragen, körperliche Gewalt zu verhindern. Studien (z. B. in der Fachzeitschrift „Nature“) zeigen, dass der IQ von durchschnittlich 70 im Jahr 1910 mittlerweile auf einen Wert von 130 angestiegen ist. Mit steigendem IQ ist in vielen Ländern ein Rückgang der Gräueltaten zu beobachten. Natürlich spielen neben der Bildung auch noch zahlreiche andere Faktoren eine entscheidende Rolle, um Gewalttaten gegen Leib und Leben einzudämmen. Dazu gehören zum Beispiel Waffengesetze, Armut und die Rolle der Frau in der Gesellschaft. Mord und Totschlag wird man wohl niemals komplett verhindern können, eine moderne Gesellschaft kann das Risiko dafür jedoch stark reduzieren. Das zeigen die Nachkommen von Erik, Ragnar und Halvar, die allesamt friedlich in Skandinavien weilen.

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