Teil 4: Frauenarzt Dr. Grenouille-Frosch
Frauenarzt Dr. Grenouille-Frosch. Die Rolle der Tiere in der Medizingeschichte: Man mag es kaum glauben, aber Frösche spielen – wie beispielsweise der Freund von Miss Piggy – nicht nur in Fernsehsendungen eine Hauptrolle, sondern ihnen fällt auch eine wesentliche Rolle in der Medizingeschichte zu. Kermits reale tierische Artgenossen waren über Jahrzehnte hinweg für die Frauenheilkunde wichtig, denn die quakenden Tiere sind tatsächlich in der Lage, Schwangerschaften zu erkennen.
Die Frage, ob eine Frau in freudiger Erwartung ist oder nicht, lässt sich heute mit einem Schwangerschaftstest aus der Apotheke oder dem Drogeriemarkt in wenigen Minuten zuverlässig beantworten. So einfach war es jedoch nicht immer. Werfen wir einen Blick zurück in die Geschichte: Im alten Ägypten verließ man sich auf Weizen- und Gerstenkörner, die man in den Urin der möglicherweise schwangeren Frau legte. Passierte nichts, ging man von keiner Schwangerschaft aus. Keimte die Gerste zuerst, vermutete man, dass es ein Junge werden würde. Und keimte der Weizen vorab, nahm man an, dass der Nachwuchs ein Mädchen sein werde. Spätere wissenschaftliche Untersuchungen zeigten jedoch, dass diese Art von Schwangerschaftstest sehr fehlerbehaftet war. Deutlich zuverlässiger hingegen waren die ersten Schwangerschaftstests mit der Hilfe von Tieren, die ab den 1920er-Jahren weitverbreitet eingesetzt wurden.
Frösche machten das Rennen
Bei den ersten „tierischen Schwangerschaftstests“ wurde weiblichen Mäusen der Urin von Frauen injiziert. Enthielt der Urin das Schwangerschaftshormon hCG (humanes Choriongonadotropin), reagierten die Mäuse innerhalb von 48 Stunden mit einem Eisprung. Der Test war zwar sehr zuverlässig – aber leider nicht alltagstauglich, schließlich mussten die Mäuse nach 48 Stunden getötet und obduziert werden, um eine mögliche Schwangerschaft feststellen zu können. Ab den 1940er-Jahren griff die Medizin auf die Hilfe von Fröschen zurück, genauer gesagt auf Krallenfrösche. Beim sogenannten „Hogben-Test“ wurde einem Krallenfrosch (Xenopus laevis) Urin oder Blutserum injiziert. Im Falle einer Schwangerschaft begannen die weiblichen Krallenfrösche innerhalb von 12 bis 24 Stunden zu laichen. Diese Prozedur überlebten die Frösche glücklicherweise, und nach einigen Wochen konnten sie wieder ausgesetzt werden.
Der Frosch als „Apothekerfrosch“
1947 wurde der Froschtest zum „Galli-Mainini-Test“ weiterentwickelt, benannt nach dem südamerikanischen Arzt Carlos Galli Mainini. Diesmal setzte man auf männliche Frösche, denen man den Morgenurin in einen Lymphsack injizierte. Schieden sie innerhalb von drei Stunden Spermien aus, enthielt der Urin der Testperson Schwangerschaftshormone. Die Tiere verkündeten somit bereits wenige Stunden nach der Injektion die frohe Botschaft und waren einige Tage später sogar wieder bereit für den nächsten Test. Kaum zu glauben – aber oft wurde dieser Test direkt in der Apotheke durchgeführt, weshalb Frösche zum Inventar mancher Apotheken gehörten! Bis in die 1960er-Jahre war der Froschtest die wichtigste Methode zur Früherkennung einer Schwangerschaft – ihre Zuverlässigkeit lag angeblich bei 98 Prozent. Mittlerweile wurde der Froschtest durch noch zuverlässigere immunologische Tests abgelöst, die für die Frauen sowohl angenehmer als auch praktischer sind und vor allem die Tierwelt schonen. Der Krallenfrosch hat sich dennoch einen ruhmreichen Platz in der Medizingeschichte verdient. Wir ziehen den Hut vor diesen Helfern und machen uns auf die Suche nach weiteren tierischen Heilsbringern.
Krallenfrosch: Steckbrief
- Wissenschaftlicher Name: Xenopus laevis
- Verbreitung: ursprünglich in Afrika (südlich der Sahara), mittlerweile auch in anderen Regionen als invasive Art verbreitet
- Lebensraum: stehende und langsam fließende
- Gewässer, Sümpfe, Teiche
- Nahrung: Insekten, Krebstiere, kleine Fische, Würmer
- Größe: 10–15 cm
- Gewicht: 60–200 g
- Besonderheiten: kann monatelang ohne Nahrung überleben
Da der Test in Apotheken durchgeführt werden konnte, wurden die Krallenfrösche, die häufig aus Afrika und Südafrika importiert wurden, auch „Apothekerfrösche“ genannt.