Populäre Mythen über Erste Hilfe – wahr oder falsch?
Mythen über Erste Hilfe. Jeder von uns hat schon die ein oder andere – vermutlich falsche – Behauptung rund um Erste Hilfe gehört: Ich sollte bei einer Herzdruckmassage nicht zu fest drücken, sonst brechen die Rippen – oder? Und welche Strafe erwartet mich, wenn ich etwas falsch mache? Das Rote Kreuz überprüft gängige Mythen und erklärt, wie Ersthelfer:innen im Ernstfall richtig handeln.
Sie können beruhigt sein: Man kann bei Erster Hilfe nichts falsch machen – außer nichts zu tun! Untätigkeit im Ernstfall ist der einzige Fehler und in Österreich sogar strafbar: Sofern körperlich und geistig zumutbar, ist man hierzulande gesetzlich zu Erster Hilfe verpflichtet. Jedes Jahr gibt es in Österreich zahlreiche Verurteilungen wegen „unterlassener Hilfeleistung“ oder „Imstichlassen eines Verletzten“. Zumindest ein Notruf kann immer abgesetzt werden. Somit ist der hartnäckige Mythos „Besser nichts tun – sonst werde ich verklagt!“ eindeutig falsch.
MYTHOS: „Ich muss versuchen, den Puls zu tatsten.“
Was würden Sie tun, wenn vor Ihnen jemand reglos auf dem Boden liegt? Ansprechen, sanft an den Schultern rütteln und den Puls tasten? Letzteres ist schwierig und ungenau. Ersthelfer:innen sollten sich stattdessen nur auf die Atmung konzentrieren: Hören, sehen, fühlen Sie maximal zehn Sekunden lang, ob eine normale Atmung vorhanden ist. Atmet die reglose Person nicht oder nicht normal, beginnen Sie mit der Wiederbelebung.
MYTHOS: „Bei der Wiederbelebung lieber sanft drücken, sonst brechen die Rippen.“
Viele haben Angst, bei der Wiederbelebung die Rippen zu brechen. Dabei ist klar: Nur schnelles und kräftiges Drücken bei der Herzdruckmassage rettet Leben. Rippen können brechen, aber sie verheilen wieder. Ein Atem-Kreislauf-Stillstand hingegen ist ohne Erste-Hilfe-Maßnahmen tödlich.
MYTHOS: „Verschluckt ein Kind Putzmittel oder Tabletten, muss es sofort zum Erbrechen gebracht werden.“
Richtig ist: Substanz im Magen belassen und sofort den Rettungsdienst unter 144 rufen! Säuren sind im sauren Magenmilieu vorerst besser aufgehoben, Erbrechen könnte zu einer wiederholten Verätzung in der Speiseröhre führen. Ratsam ist, zusätzlich zum Notruf die Nummer der Vergiftungsinformationszentrale zu wählen: 01/406 43 43. Sie gibt eine Ersteinschätzung und berät telefonisch über weitere Erste-Hilfe-Maßnahmen, bis die Rettungskräfte eintreffen.
Den nächsten Erste-Hilfe-Kurs in Ihrer Nähe finden Sie unter: www.erstehilfe.at
Helfen in der Krise
Bei physischen Verletzungen wissen die meisten, was zu tun ist: Erste Hilfe leisten und im Notfall 144 rufen. Doch was ist zu tun, wenn eine Person mit psychischen Herausforderungen kämpft? Die drei Prinzipien „Look-Listen-Link“ sind eine gute Hilfestellung. Bedeutet: Hinschauen und Situation einschätzen (Look), aktives Zuhören und Bedürfnisse erfragen (Listen), zusätzliche Unterstützung holen (Link). Wichtige Krisennummern zum Einspeichern: Telefonseelsorge 142 / Rat auf Draht 147 / Ö3-Kummernummer 116 123.