Biologin Marie Käfer
Die Rolle der Tiere in der Tiergeschichte
Marienkäfer sind beliebte Glücksbringer. Vor nicht allzu langer Zeit schrieb ihnen dei Volksmedizin heilende Kräfte zu. Das Bittere daran: Oft musste der Käfer dafür sein Leben lassen. Wir haben für Sie recherchiert, bei welchen Beschwerden man auf die Hilfe des putzigen Käfers setzte und warum Marienkäfer heute sogar als Hoffnung gegen Tuberkulose gelten.
Der leuchtend rote Marienkäfer mit seinen markanten schwarzen Punkten, denen er seinen lateinischen Namen verdankt, ist nicht nur schön anzusehen. Er ist ein Glückssymbol und zaubert jedem Kind, auf dem er landet, ein Lächeln ins Gesicht. Unter seinem volkstümlichen Namen „Sonnenkäfer“ ist er zudem die Hauptfigur eines bekannten Kinderliedes. Glück bringt er der Überlieferung nach, weil er ein natürlicher Schädlingsbekämpfer ist. Die Bauern freuten sich daher über jeden einzelnen Marienkäfer, der sich auf ihren Besitztümern niederließ, und sagten, er sei ein Geschenk der Gottesmutter Maria (daher der Name „Marienkäfer“). Schließlich frisst ein einziger Marienkäfer täglich bis zu 150 Läuse und andere Schädlinge. Aber nicht nur die Bauern freuten sich über den Marienkäfer und vertrauten auf seine Fähigkeiten – sogar die Volksmediziner warfen ein Auge auf das kleine Insekt.
Der Marienkäfer musste bei Zahnschmerzen manchmal sterben …
Im Mittelalter galt das fliegende Insekt als beliebtes Heilmittel, zu dem man vor allem bei Zahnschmerzen griff. Kindern, die unter pochenden Schmerzen litten, wurde ein lebender Marienkäfer auf die Wange oder direkt auf das Zahnfleisch gesetzt. Man glaubte, der Schmerz würde sich auf das Tier übertragen und somit verschwinden. In manchen Fällen ging man noch weiter: Der Käfer musste von den Schmerzgeplagten verschluckt werden. Der Gedanke dahinter lautete, dass der Käfer den Schmerz mit in den Rachen nehme und sich für die Leidtragenden opfere. Für Kinder war das absichtliche Verschlucken des schönen Käfers beinahe so tragisch wie für den armen Käfer selbst.
… bei Fieber und Krämpfen war sein Tod unausweichlich
Der Marienkäfer wurde auch bei Fieber und Nervenkrämpfen eingesetzt, doch in diesen Fällen hatte er nicht den Hauch einer Überlebenschance. Man tötete den Käfer, ließ ihn trocknen und zerkleinerte den winzigen, unschuldigen Körper. Das Pulver wurde in weiterer Folge mit Wein, Essig oder Wasser vermischt. Diese Mischung konnte man sowohl trinken als auch äußerlich auftragen. Die vermeintliche Heilkraft des Käfers beruhte dabei insbesondere auf einem Sekret, das er bei Gefahr absondert. Ob diesem jedoch wirklich eine solche immense Heilkraft innewohnt, wie man damals dachte, ist sicherlich fraglich. Gesichert ist allerdings, dass im Blut des Käfers eine besondere Heilkraft fließt.
Wird die Heilkraft des Marienkäfers neu entdeckt?
Im Laufe des 19. Jahrhunderts verlor der Marienkäfer glücklicherweise seine Rolle als Heilmittel. Er wurde nicht mehr traktiert und getötet, sondern nur noch als Glücksbringer verehrt. Aktuell entdeckt die Wissenschaft den ästhetischen Käfer jedoch aufs Neue. Grund dafür ist das in seinem Blut enthaltene Harmonin. Dieses sogenannte „Gerüstprotein“ hat sich in Experimenten als wirksames Antibiotikum erwiesen, unter anderem gegen die Erreger von Tuberkulose (TBC) und Malaria. Das aus Marienkäferblut gewonnene Harmonin wird nun weiter untersucht, um neue Medikamente gegen diese todbringenden Krankheiten zu entwickeln. Da Harmonin aber glücklicherweise künstlich hergestellt werden kann, sollte in Zukunft kein Marienkäfer mehr für medizinische Zwecke sterben müssen. Wir gedenken der vielen verstorbenen Marienkäfer und wünschen den lebenden einen guten Flug!
Steckbrief Marienkäfer
Wissenschaftlicher Name: Coccinella septempunctata
Familie: Coccinellidae
Arten: über 5.000 verschiedene (in Österreich 70–80)
Größe: 5–8 mm
Lebensraum: Wiesen, Gärten, Felder; nahezu auf der ganzen Welt
Nahrung: Blattläuse (bis zu 150 pro Tag)
Besonderheit: bildet bei Gefahr ein gelbes Sekret mit giftigem Alkaloid (Coccinellin)
Außerdem: Symbol für Glück